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Zabanja
Anmeldungsdatum: 17.11.2010 Beiträge: 1367 Wohnort: Wien
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Verfasst am: 13.06.2012, 10:42 Titel: Osomyr-Trilogie Band 2: 13.06.2012 |
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Oje, da hätt's ja schon längst weitergehen sollen... Moment:
III
Ein Ast knackte unter seinen Füßen und Tcha’ron verfluchte sich innerlich für seine Unachtsamkeit. Er befand sich mitten im Koboldwald, nicht weit vom Schloss Rho’kons entfernt und er war sich mehr als sicher, dass sein Bruder immer noch nach ihm suchen ließ. Der Koboldkönig musste einfach herausgefunden haben, wie seine Gefangenen entflohen waren und er war bestimmt mehr als wütend darüber, dass er Taris und Sharani unterschätzt hatte.
Trotzdem war Tcha’ron hierher zurückgekehrt. Nur hier konnte er das erfahren, was er wissen musste.
Hoffentlich hatte Nir’hoc seine Nachricht erhalten. Er war Tcha’rons einziger Kontakt zu der kleinen Gruppe Za’schenu, die mit Rho’kons Herrschaft nicht einverstanden waren. Nir’hoc hatte, wie die anderen auch, Fa’rel ewige Treue geschworen.
Fa’rel, der alte König, Tcha’rons und Rho’kons Vater. Er hatte stets daran geglaubt, dass Móguis Machenschaften falsch waren und sowohl die Kobolde, als auch die Menschen und die Elben zusammenhalten mussten. Die Versprechungen des schwarzen Kaisers hatten ihn kalt gelassen und er war nicht bereit gewesen, ein Bündnis mit ihm einzugehen.
Nach dem mysteriösen Tod Fa’rels und Tcha’rons Verbannung waren Nir’hoc und eine kleine Gruppe Koboldfürsten nur sehr widerwillig dem Aufruf gefolgt, den neuen König Rho’kon als rechtmäßigen Herrscher anzuerkennen.
Sie hatten sich geweigert, sich an der Jagd auf den Bruder des neuen Königs und dessen Frau zu beteiligen – verhindern konnten sie diese allerdings auch nicht. Erst Jahre später war es Nir’hoc gelungen, Kontakt zu Tcha’ron herzustellen und ihn zu treffen.
Der dreihundert Jahre ältere Kobold war vor dem rechtmäßigen Thronerben auf die Knie gesunken und hatte ihm ewige Treue geschworen. Nach und nach waren weitere Za’schenu zu Nir’hoc gestoßen und hatten sich Tcha’ron angeschlossen – bereit ihr Leben für ihren König zu geben.
Doch sie mussten vorsichtig sein. Rho’kon kannte keine Gnade und sollte er davon erfahren, so waren sie alle des Todes – soviel war sicher.
Schon als Kind hatte Rho’kon nichts und niemanden verschont und stets das bekommen, was er wollte. Wagte es ein Diener ihm zu widersprechen, so landete er unweigerlich im Kerker und wehe demjenigen, der sich den Zorn des jungen Kobolds zuzog – er wurde den Rest seines nunmehr kurzen Lebens nicht mehr froh.
Gingen Tcha’ron und Rho’kon gemeinsam auf die Jagd, so war es stets Rho’kon, der mehr Tiere als nötig erlegte und dabei war es ihm herzlich egal, ob seine Beute alt oder jung war. Einmal, als er aus purer Lust am Töten eine säugende Hirschkuh erlegte, sprach ihn Tcha’ron zornig an, doch Rho’kon winkte nur abfällig und meinte dann, dass nur die Stärksten überleben sollten und wenn das Kitz es nicht alleine schaffte, wäre es ohnehin nichts wert.
Ohne sich weiter um seinen Bruder zu kümmern, war Rho’kon weitergezogen.
Ja, der junge Kobold war tatsächlich sehr von sich überzeugt. Gerade aus diesem Grund ärgerte es ihn auch besonders, dass Tcha’ron der bessere Krieger war. Egal, in welchen Wettkämpfen sie sich maßen, ob Schwimmen, Klettern, Ring- oder Schwertkampf, mit oder ohne schwere Rüstung – Tcha’ron war seinem Bruder immer ein gutes Stück voraus.
In seiner grenzenlosen Gier nach Anerkennung und Macht – und in seinem Bestreben stets der Beste zu sein – begann Rho’kon schon recht bald seine Pläne mit Täuschung und Betrug durchzusetzen. Er begann erfundene Schandtaten seines Bruders zu erzählen, die er durch gefälschte Beweise glaubwürdig darstellte. Immer wieder brachte er Tcha’ron in tödliche Gefahr, doch dieser schaffte es stets sich zu befreien und alles wieder zum Guten zu wenden.
Lange bemerkten weder Fa’rel noch Tcha’ron, welches Spiel Rho’kon tatsächlich spielte. Selbst als es offensichtlich wurde, dass Rho’kon seinen Bruder am liebsten tot gesehen hätte, verschloss Tcha’ron seine Augen vor der Wahrheit. Er wollte nicht glauben, dass sein kleiner Bruder ihn und alle anderen betrog. Tcha’ron hielt es für spätpubertäre Spinnerei und erkannte das wahre Wesen Rho’kons erst, als es bereits zu spät war.
Als Tcha’ron die Elbe Nefairiel kennen und lieben lernte, war sein Vater von dieser Verbindung mehr als begeistert. Er sah es als großen Schritt für den Erhalt des Friedens und wünschte beiden nur das Beste.
Anders Rho’kon. Hatte er seinen Bruder bisher schon gehasst, so ging er jetzt soweit, dass er heimlich den schwarzen Kaiser aufsuchte und sich mit diesem verbündete.
Beide schmiedeten einen fürchterlichen Plan, der genau an jenem Tag ausgeführt werden sollte, an dem Tcha’ron und Nefairiel heiraten würden.
Es war noch frisch und die Sonne stieg gerade erst über den Rand des Horizonts. Tcha’ron stand auf dem Balkon und genoss die ersten goldenen – und wärmenden – Strahlen auf seinem Gesicht. Nichts hatte ihn im Bett halten können, denn heute war es endlich soweit: Er würde die Frau, die er liebte, zu seiner Gemahlin nehmen.
Ob Nefairiel genauso aufgeregt war, wie er selbst? Zu gerne hätte er sie jetzt gesehen und sie danach gefragt, aber das war unmöglich.
Die Tradition verlangte, dass sich Braut und Bräutigam erst zur Hochzeitszeremonie sahen. Alles andere würde großes Unglück bedeuten.
Die Tür zu Tcha’rons Schlafgemach öffnete sich und ein junger Kobold trat ein. Es war Vero’th, einer der Diener des Prinzen und zugleich sein engster Vertrauter und Freund.
„Schlechte Nachrichten, mein Prinz“, sagte Vero’th leise und ohne Umschweife. „Es tut mir leid, dass ich Euch an diesem Tag damit belangen muss, aber ich denke Ihr solltet es wissen.“
Tcha’ron hatte sich seinem Diener zugewandt. Vero’th störte nie ohne Grund, und wenn er der Meinung war, etwas sei wichtig, dann stimmte das meistens auch.
„Sprich nur, Vero’th“, forderte Tcha’ron den jüngeren auf zu reden. „Wenn es Probleme gibt, möchte ich es wissen.“
„Ja, Herr. Es gibt mehr und mehr Berichte, dass abtrünnige Koboldbanden die Grenzdörfer der Elben und Menschen angreifen. Sie brandschatzen und morden, was ihnen unter die Finger kommt.“
Betroffen hatte Tcha’ron zugehört. Diese Nachrichten waren in der Tat schlecht und obendrein noch zum ungünstigsten Zeitpunkt, den man sich denken konnte. Schließlich sollte seine Ehe mit der Elbenprinzessin den Friedensvertrag besiegeln, für den sein Vater so hart gearbeitet hatte.
„Weißt du denn zufällig, wer hinter diesen Überfällen steckt?“, fragte er seinen Diener, der daraufhin etwas verlegen zur Seite sah.
„Nun ja“, begann Vero’th langsam. „Es gibt Gerüchte, dass Euer Bruder Rho’kon Söldner der Ye’shouin...“
„Vero’th! Ich verbiete dir, so über meinen Bruder zu sprechen!“, fiel Tcha’ron seinem Diener ins Wort. „Rho’kon hat überhaupt keinen Grund, so etwas zu tun.“
Man sah Vero’th an, dass er da anderer Meinung war. Allerdings zögerte er, dies laut auszusprechen.
„Rho’kon mag in Vielem anderer Meinung sein“, begann Tcha’ron erneut, „aber er würde niemals etwas tun, das den Kobolden schadet.“
„Nein, Herr, natürlich nicht“, sagte Vero’th leise und begann mit gesenktem Haupt, die Kleidung des Prinzen zu ordnen, welche dieser zur Hochzeitszeremonie tragen sollte.
*
Endlich war es soweit. In wenigen Augenblicken würde er Nefairiel endlich sehen.
Tcha’ron gelang es nicht ganz seine Nervosität zu unterdrücken. Er war mit nichts zufrieden. Einmal saß der Kragen nicht so, wie er es sich vorstellte, dann waren seine Haare wieder zu struppig oder der Umhang warf zu viele Falten. Dauernd nörgelte er an sich herum, fand dieses und jenes und strapazierte dabei Vero’th’ Nerven, welcher zum hundertsten Mal nicht vorhandene Falten glatt zupfte und mindestens zwanzig Mal die Stiefel des Kobolds polierte.
Vero’th atmete hörbar auf, als ein Page des Elbenkönigs an die Tür klopfte und den Koboldprinzen bat, doch nach unten zu kommen. Alles wäre für die Hochzeit bereit.
Mit gemessenen Schritten und leicht zittrigen Knien betrat Tcha’ron den Festsaal. Alles hier war hell und freundlich und aufs Schönste geschmückt worden.
Der rote Teppich, der bis vor den Thron des wahren Herrschers und die Plätze der Ehrengäste reichte, war mit Blüten bestreut und die Sonne, die durch die hohen Fenster aus farbigem Glas schien, malte bunte Kringel auf Boden und Wände.
Der Saal war voller Leute – Elben, Kobolde und vereinzelt sogar ein paar Menschen, wie Tcha’ron verwundert sehen konnte. Auch draußen warteten viele Hundert Zuschauer, die darauf hofften, wenigstens einen kurzen Blick auf das Brautpaar werfen zu können.
Tcha’ron spürte, wie seine Nervosität noch etwas zunahm. Gleichzeitig war er aber auch stolz und glücklich wie nie zuvor in seinem Leben.
Unter den freundlich blickenden Augen Nituriels und den stolzen Blicken seines Vaters ging Tcha’ron zu seinem Platz, um auf die Ankunft seiner Braut zu warten.
Endlich, endlich kam sie. Am Arm ihres Bruders schritt Nefairiel über den Teppich, vorbei an den geladenen Gästen, bis sie neben Tcha’ron stand.
Wie schön sie doch war. In dem langen weißen Kleid mit Schleppe, welche von vier kleinen Elbenkindern getragen wurde, sah sie noch zarter aus als sonst.
Ihre silbrigen Haare waren kunstvoll aufgesteckt worden und ein wertvolles Diadem aus glitzernden Steinen funkelte bei jeder Bewegung.
Verliebt sahen sich die Elbe und der Kobold in die Augen, ehe sich beide Nituriel zuwandten, der sich nun von seinem Thron erhob und mit einem wohlwollenden Lächeln den beiden näherte.
Doch er sollte das Brautpaar nie erreichen.
Tcha’ron stutzte, als er ein leises, ihm recht bekanntes ‚Klick’ hörte. Trotzdem war es ihm im ersten Moment unmöglich das Geräusch richtig einzuordnen. Ehe er jedoch darüber nachdenken konnte, zerriss ein gellender Schrei die feierliche Stille und Tcha’ron sah den wahren Herrscher wanken.
Die feinen Gesichtszüge des Elbenkönigs spiegelten maßloses Erstaunen wider und seine rechte Hand krampfte sich um einen Armbrustbolzen, der tief in seiner Brust steckte.
Entsetzt sah Tcha’ron Nituriel zusammenbrechen. Erst dann fiel die Lähmung von den Anwesenden ab und dieselbe Stimme, welche zuvor geschrien hatte, rief nun: „Verrat! Die Kobolde haben den wahren Herrscher getötet! Greift sie!“ _________________ Alles Liebe
Petra
Eine halbe Wahrheit ist eine ganze Lüge |
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Verfasst am: 13.06.2012, 10:42 Titel: Werbung |
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