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Zabanja
Anmeldungsdatum: 17.11.2010 Beiträge: 1367 Wohnort: Wien
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Verfasst am: 03.04.2012, 17:08 Titel: Osomyr-Trilogie Band 2: 03.04.2012 |
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Es geschah, wie Sindamel gesagt hatte. Die Elben sprangen von ihren Pferden und scheuchten die Tiere davon, die in wilder Flucht nach allen Seiten davonjagten. Keine der beiden Koboldgruppen kümmerte sich großartig darum. Sie waren mehr darauf aus, die Elben möglichst schnell zu erreichen, ehe diese Schutz suchen konnten.
Unterdessen kletterten die Elben die steilen Felsen empor und versuchten so hoch wie nur möglich zu gelangen. Immer wieder bröckelte der Stein unter ihren Füßen und sie rutschten ein Stück zurück. Einer der Soldaten verlor den Halt und stürzte etliche Meter in die Tiefe, wo er sich vor Schmerz zusammenkrümmte und liegen blieb.
Daraufhin machte der Hauptmann sofort kehrt und kletterte zu dem Verletzten hinab.
Sindamel wollte ihm folgen, doch Louran wies ihn barsch an, mit den restlichen Elben weiterzuklettern.
„Ihr werdet gebraucht! Wir kommen schon nach, keine Bange.“
Dabei sah er dem Waldelb fest in die Augen. Sindamel hatte solch einen Blick schon mehr als einmal gesehen. Es hatte keinen Zweck, sich diesem Befehl zu widersetzen, Louran würde sich von seinem Entschluss nicht abbringen lassen und so nickte Sindamel schließlich nur.
„Mögen die Mächte Osomyrs Euch begleiten, Louran.“
„Euch ebenfalls, Sindamel. Und jetzt verschwindet endlich, die Horden haben uns gleich erreicht!“
Sindamel ließ seinen Köcher mit Pfeilen von der Schulter gleiten und reichte ihn dem Elbenhauptmann. Als dieser protestieren wollte, kam der Waldelb ihm zuvor.
„Haltet sie uns, solange es geht, vom Leib, Hauptmann.“
Er nickte Louran noch einmal zu und begann dann wieder nach oben zu klettern.
Da Sindamel nun außer seinem Dolch und seinem jetzt nutzlosen Bogen keine weiteren Waffen besaß, schloss er zu einem der Elben auf, der hinter einem Felsvorsprung in Deckung gegangen war. Auch der Rest des Trupps hatte sich in günstigere Positionen begeben und wartete ab, bis die Kobolde in Reichweite der Pfeile herangekommen waren.
Neunzehn Pfeile – Sindamel hatte von dem andern Elben einige zugereicht bekommen – waren nun auf die Angreifer gerichtet und kaum waren diese in Schussweite, prasselte der Pfeilregen auf sie hinab.
Die legendäre Treffsicherheit der Elben bewies sich wieder einmal, doch nur zehn Gegner stürzten tot zu Boden – allesamt Ye’shouin. Die größeren Kobolde, die Za’schenu – im Kampf sehr gut ausgebildete Soldaten – hatten sich mit ihren Schilden geschützt und kamen immer näher. Doch auch die kleineren Ye’shouin gaben nicht auf. Ihr Befehl lautete, die Elben zu vernichten und diesem Befehl kamen sie auch nach, koste es was es wolle.
Unermüdlich kletterten sie die Felsen empor und ließen sich auch nicht aus der Ruhe bringen, wenn einer ihrer Kameraden neben oder über ihnen getroffen wurde und abstürzte.
Andere Kobolde holten unterdessen ihre Armbrust hervor und erwiderten den Pfeilhagel.
Der Elb neben Sindamel brach ohne einen Laut zusammen, als ihn ein gut gezielter Armbrustbolzen in den Hals traf.
Etliche Elben waren inzwischen tot oder so schwer verwundet, dass sie sich nicht mehr zur Wehr setzen konnten.
Viele Meter unter sich erkannte Sindamel, dass sich der Hauptmann noch immer tapfer hielt. Der Verletzte hatte sich inzwischen so weit aufgerichtet, dass er Louran die Pfeile zureichen konnte. Dennoch schien die Lage aussichtslos. Die Übermacht der Kobolde war einfach zu groß, und wenn nicht ein Wunder geschah, dann...
Sindamel stockte in seinen Überlegungen. Dort, nicht weit neben dem Hauptmann war ein Schatten, genau an der Stelle eines großen Felsüberhangs. Möglich, dass der Überhang den Schatten schuf, aber er war in den Augen des Elben eine Spur zu dunkel. Vielleicht hatten sie ja Glück und...
Vorsichtig verließ Sindamel seine Deckung und kletterte auf den Schatten zu. Als er ihn erreichte, musste er sich sehr zurückhalten, um nicht einen Jubelschrei ausgestoßen. Dieser Schatten war kein Schatten, er war ein tiefer Einschnitt, ein Hohlweg, der sich, wenn Sindamel es richtig einschätzte, durch die komplette Felswand zog. Wenn sie schnell waren, konnten sie den Kobolden doch noch entkommen.
Sofort machte sich Sindamel an den Abstieg. Es war nicht gerade leicht, zu Hauptmann Louran zu gelangen. Auch die Kobolde waren gute Schützen und mehr als einmal schlug ein Armbrustbolzen so dicht neben ihm in den Fels, dass ihm die Splitter das Gesicht zerkratzten.
Aus vielen kleinen Wunden blutend erreichte er schließlich den Elbenhauptmann und ging sofort in Deckung, als sich dicht über ihm, gerade an der Stelle, an der eben noch sein Kopf gewesen war, ein weiterer Bolzen mit voller Wucht in den Fels bohrte.
„Ich habe einen Weg hier heraus gefunden“, raunte Sindamel Louran zu.
„Was? Wo?“, fragte der Elb gehetzt. „Die meisten meiner Leute sind gefallen. Wir sind nur noch sieben Mann – uns eingeschlossen – und einer davon ist schwer verletzt.“
„Macht Euch um mich keine Sorgen“, mischte sich daraufhin der Elb ein, der immer noch mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden saß. Sein rechtes Bein war unterhalb des Knies gebrochen und der immer größer werdende rote Fleck auf seiner hellen Hose sprach eine deutliche Sprache. „Ich werde sie aufhalten. Geht ihr voraus.“
„Kommt nicht infrage“, erwiderte Sindamel schroff, ehe der Hauptmann etwas sagen konnte. „Wir haben schon zu viele Leute hier verloren, weil wir diese Falle nicht erkannten. Ihr kommt mit uns – und wenn ich Euch persönlich tragen muss.“
Mit diesen Worten griff er dem Elb unter die Arme und stützte ihn so gut er konnte. „Es ist nicht weit bis zu dieser Schlucht. Hauptmann Louran, gebt uns Deckung, achtet aber auch auf Euren eigenen Schutz.“
Louran nickte, griff wieder zu Pfeil und Bogen und hielt die Kobolde so gut wie möglich in Schach. Alle drei näherten sich langsam der Schlucht, was leichter klang, als es in Wirklichkeit war. Immer wieder strauchelte der Verletzte und lastete mit seinem vollen Gewicht auf Sindamel, der mehr als nur einmal abzustürzen drohte.
Die restlichen Elben folgten ihnen automatisch. Sie wussten zwar nicht genau, was los war, aber ohne Grund würden weder Hauptmann Louran noch Sindamel diesen Weg einschlagen, da waren sie sich sicher.
Nach einer Ewigkeit, so schien es ihnen zumindest, hatten sie den Eingang zur Schlucht erreicht, als einer der Elben, der ziemlich am Schluss kletterte, einen erschrockenen Schrei ausstieß.
„Seht!“, rief er entsetzt und deutete zum Himmel. Gleich darauf traf ihn ein Armbrustbolzen in die Schulter und brachte ihn ins Schwanken, doch wie durch ein Wunder stürzte er nicht ab, sondern fand noch rechtzeitig Halt an einem kleinen Felsen. Mühsam und mit schmerzverzerrtem Gesicht kroch er weiter, warf aber immer wieder einen kurzen Blick zurück. Der dunkle Umriss, welchen er entdeckt hatte, kam rasch näher und er fühlte geradezu die Kälte, die von diesem ausstrahlte.
Auch Sindamel hatte den Schatten nun bemerkt.
„Schnell, beeilt euch! Was auch immer es ist, dieses Ding ist auf jeden Fall zu groß, um uns in die Schlucht folgen zu können.“
Er gab den Verletzten, der, wie er mittlerweile wusste, Jorkan hieß an den Hauptmann weiter und übernahm stattdessen Pfeil und Bogen, um den Rückzug der anderen Elben zu gewährleisten.
Drei Kobolde fielen ihm zum Opfer, dann hatte er nur noch einen einzigen Pfeil übrig. Der Schatten war mittlerweile zu einem furchterregenden Ungetüm angewachsen. Ein Wesen, schwarz wie die Nacht, das, von vier Flügeln getragen, auf sie zukam. Der lange Schwanz endete in einem Giftstachel, wie Sindamel von den Erzählungen Taris’ her wusste und von ihm hatte der Elb auch den Namen dieses Wesens: Pazuzu.
Sindamel legte den Pfeil an und spannte den Bogen. Sorgfältig zielte er auf das Ungetüm und ließ dann los. Der Pfeil schnellte durch die Luft, geradewegs auf den Kopf des Dämons zu, doch durch Zufall prallte er an einem der Hörner ab und bohrte sich in eine der schwarz gefiederten Schwingen. Das Brüllen des verwundeten Sturmdämons löste eine kleine Lawine aus, welche zwei Ye’shouin in die Tiefe riss.
Sindamel sprang zwei Schritte nach vorn, griff den Elb, welcher den Pazuzu als Erstes entdeckt hatte, am unverletzten Arm und zog in mit sich in die Schlucht.
So schnell es mit den Verletzten möglich war, flüchtete die kleine Gruppe durch den Hohlweg. Sie warteten eigentlich darauf, jeden Moment von den Kobolden angegriffen zu werden, doch nichts tat sich. War der Pazuzu in seiner Wut etwa auf seine Verbündeten losgegangen?
Es blieb den Elben nicht lange Zeit sich zu wundern, denn mit einem Mal kam Wind auf. Von Sekunde zu Sekunde steigerten sich die Windböen, bis sie die Ausmaße eines Orkans angenommen hatten. Staub und kleine Steine flogen ihnen um die Ohren und die Stimme des Hauptmanns war kaum noch zu hören, als er den anderen Männern zurief, sie sollten sich eng an die Wände drücken und am Besten auf dem Boden zusammenkauern.
Ein plötzliches, immer lauter werdendes Grollen gesellte sich zum Heulen des Sturms und gleich darauf schien die Welt unterzugehen. Eine gewaltige Steinlawine kam auf sie herab und es hatte den Anschein, als stürzte die gesamte Felswand über ihnen zusammen. Die Luft war erfüllt von Staub und kleinen Steinchen, dass ihnen das Atmen schwer fiel und der Lärm ließ sie fast taub werden.
Dann folgte Stille.
Vorsichtig öffnete Sindamel die Augen und blinzelte. Er hustete, als er feinen Staub in die Lunge bekam, doch wie durch ein Wunder war er nicht verletzt, von etlichen Schrammen und blauen Flecken einmal abgesehen.
Auch der Rest der kleinen Gruppe hatte Glück gehabt. Ein Elb hatte sich eine heftig blutende Kopfwunde zugezogen, die von einem anderen rasch versorgt wurde. Einem anderen war durch einen Steinschlag das Handgelenk gebrochen worden, doch größere Verletzungen hatte niemand.
„Das nennt man wohl Glück im Unglück“, hörte Sindamel Louran leise sagen.
„Das denke ich auch“, erwiderte Sindamel und sah nachdenklich in die Runde. „Ich weiß, dass wir alle eine Pause gut gebrauchen könnten, aber wir sollten so schnell wie möglich von hier verschwinden.“
„Wohin sollen wir denn gehen?“
Sindamel warf einen Blick zurück in die Richtung, aus welcher sie gekommen waren. Die Lawine hatte den Eingang des Hohlwegs komplett verschüttet.
„Nun, ich denke wir haben gar keine andere Wahl, als die Schlucht zu durchqueren“, sagte er schließlich. „Sehen wir also, wohin sie uns führt.“ _________________ Alles Liebe
Petra
Eine halbe Wahrheit ist eine ganze Lüge |
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Verfasst am: 03.04.2012, 17:08 Titel: Werbung |
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