[Bonnie]

Bei den Zwergen machte sich allmählich gähnende Langeweile breit. Normalerweise herrschte um diese Zeit Hochbetrieb am Nordpol. Es wurde gesägt, gehämmert, geklebt, und was sonst noch alles nötig war, um die ganzen Geschenke fertig zu bekommen, die am Heiligen Abend benötigt wurden. Aber dieses Jahr war natürlich alles anders. Der Streik des Weihnachtsmannes hatte sie zur Untätigkeit verdammt. Wozu sollten sie Spielsachen bauen oder sonst etwas machen, wenn keiner sie zu den Kindern bringen wollte?
Die ersten Tage war die Faulenzerei ganz lustig gewesen. Sie hatten lang geschlafen, ausgiebig gefrühstückt und sich Spiele ausgedacht. Aber auch die wurden allmählich langweilig. Es machte einfach keinen Spaß mehr, nichts zu tun. Schließlich waren sie die Zwerge des Weihnachtsmanns und es war ihr Lebenszweck, Geschenke herzustellen.
Und weil sie nicht wussten, was sie tun sollten, fiel ihnen lauter Unfug ein. Sie behängten sich mit Christbaumschmuck, hatten Kugeln von den spitzen Ohren hängen und wickelten sich in Lametta. So tobten sie durch die Werkstatt, dass die Scherben nur so durch die Gegend prasselten. Einer hatte sich gar kleine Glasvögel auf die Mütze geklemmt und hing jetzt wild schaukelnd am Deckenleuchter, wobei er zwitscherte wie ein ganzer Meisenschwarm. Der Jüngste von ihnen, ungefähr 200 Jahre alt, also für Zwergenverhältnisse fast noch ein Baby, saß inmitten des ganzen Chaos und kreischte nach seiner Mama, wobei dicke Tränen über seine Pausbäckchen kullerten.
Plötzlich flog die Tür auf und der Oberzwerg stürmte herein.
"Was ist denn hier los?" brüllte er. "RUHE!"
Wie durch Zauberhand wurde es plötzlich still. Der Oberzwerg wandte sich dem ihm Nächststehenden zu.
"Erklär mir mal, was ihr hier treibt! Seid ihr denn von allen guten Geistern verlassen?"
"Uns ist langweilig," versuchte der stotternd zu erklären. "Was sollen wir denn den ganzen Tag tun? Geschenke braucht doch jetzt keiner!"
"So kann das nicht weitergehen," schimpfte der Oberzwerg. Er war ungefähr 5.213 Jahre alt oder so, irgendwann hatte er aufgehört zu zählen und noch NIE hatte er um diese Zeit nichts zu tun gehabt. Er fand die ganze Sache einfach skandalös. Der Weihnachtsmann im Streik, wo gab's denn sowas? Der Kerl war der Weihnachtsmann und der Weihnachtsmann hatte die Geschenke zu bringen, so einfach war das. Er hatte kein, aber auch überhaupt kein Verständnis für solche Flausen, wie er es nannte.
"Mir reichts, ich geh jetzt zur Marie," verkündete er. "Die soll den alten Narren wieder zur Vernunft bringen, schließlich ist sie seine Frau!"
Mit diesen Worten rückte er entschlossen seine Mütze über den Ohren zurecht und stapfte hinaus.
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Tu was du willst, aber schade niemandem!
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