[Bonnie]

Ungefähr zur selben Zeit saß ein kleiner Junge auf den Stufen vor einem tristen grauen Haus. Unter seiner groben Mütze lugten frech ein paar rabenschwarze Locken hervor und seine Füße steckten in Schuhen, die ihm ganz offensichtlich zu groß waren. Seine Nase war schon ganz rot vor Kälte und er schniefte leise vor sich hin. Das war aber nicht von der Kälte, sondern der kleine Junge weinte. Das Haus, vor dem er saß, war ein Waisenhaus und er lebte darin, solange er sich erinnern konnte. Irgendwann hatte ihm ein älterer Junge boshaft erklärt, er sei hier, weil ihn seine Mutter offenbar nicht haben wollte. Man hatte ihn am Weihnachtstag auf den Stufen vor der Haustür in einem Wäschekorb gefunden. Deshalb hatten sie ihm den Namen Christian gegeben. Welcher Name wäre wohl für ein Findelkind am Weihnachtstag besser geeignet gewesen?
Eben hatte er erfahren, dass ihn sein bester Freund verlassen würde. Sein Freund Stefan lebte schon fast so lange hier wie Christian, aber jetzt hatte sich eine Familie gefunden, die ihn adoptieren wollte. Christian freute sich sehr für seinen Freund, aber trotzdem schmerzte es furchtbar, dass ihn niemand haben wollte. Schon öfter waren Menschen gekommen und hatten sich umgesehen, aber immer hatten sie andere Kinder genommen und nicht ihn. Der boshafte Kerl, der ihm auch das von seiner Mutter gesagt hatte, meinte, das käme daher, dass er aussah wie ein Zigeuner, und die wolle keiner. Es war richtig, mit seinen schwarzen Locken und der dunklen Haut wirkte er irgendwie anders, aber er verstand nicht, wieso man ihn deshalb nicht haben wollte. Er war doch deshalb kein schlechterer Mensch, oder? Stefan würde morgen abgeholt werden, dann wäre das Bett neben seinem eigenen leer und er würde sich in dem riesigen, kalten Schlafsaal noch einsamer fühlen. Es war so ungerecht!
Christian dachte nach. Ob es helfen würde, wenn er dem Weihnachtsmann einen Brief schrieb? Vielleicht konnte der ihm helfen, Eltern zu finden...
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Tu was du willst, aber schade niemandem!
Sylvias Bridal Sampler

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