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Bonnie
Anmeldungsdatum: 03.09.2009 Beiträge: 6796
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Verfasst am: 01.12.2010, 09:29 Titel: 1. Dezember-Weihnachtsgeschichte |
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1. Dezember
Wie jedes Jahr machte sich der Weihnachtsmann daran, die ersten Wunschbriefe zu öffnen. Hier am Nordpol herrschte das ganze Jahr über tiefster Winter. Durch die Fensterscheiben konnte man Schneeflocken durch die Luft wirbeln sehen. Dem Weihnachtsmann war das egal. Im Kamin prasselte ein fröhliches Feuer, so dass es im Zimmer mollig warm war und außerdem fror er so gut wie nie. Schließlich war er rundherum anständig gepolstert. (Die Menschen würden sagen, er sei übergewichtig.) Vor sich auf dem Tisch hatte er eine glänzend polierte Glaskugel stehen. Wenn er hineinsah, konnte er sehen, was überall auf der Welt gerade passierte. Das ging ganz einfach, er brauchte nur an einen beliebigen Ort zu denken, schon sah er ihn vor sich. Aber obwohl er gerade leckere Schokolade getrunken hatte, war er gar nicht gut gelaunt. Missmutig brummelte er in seinen langen, weißen Bart.
"Das ist wieder mal typisch! Ständig müssen sie sich irgendwo die Köpfe einschlagen!" Ärgerlich zupfte er an seinem Pullover. Die Menschen glaubten immer, der Weihnachtsmann würde das ganze Jahr seinen roten Anzug tragen. Das stimmte aber ganz und gar nicht. Den trug er nur am Heiligen Abend. Eigentlich hasste er dieses rote Plüschzeug, aber es war halt nun mal Tradition. Am liebsten hatte er ganz normale Jeans und hübsche Pullover mit Norwegermuster, die ihm seine Frau strickte. Seine Frau strickte gerne und früher waren mit ihren bunten Mützen und Schals und Fäustlingen die Kinder zu Weihnachten beschenkt worden. Aber heute wollten die Kinder so etwas nicht mehr. Also hatte sie begonnen, die Zwerge am Nordpol zu bestricken, aber die waren schon alle versorgt und allmählich wusste der Weihnachtsmann nicht mehr, was er mit all den gestrickten Sachen machen sollte. Er wollte seiner Marie nicht sagen, sie solle aufhören zu stricken, weil keiner mehr Schals oder Mützen brauchen konnte. Das hätte sie bestimmt gekränkt und kränken wollte er sie nicht. Er liebte sie nämlich sehr. Also hatte er seinen Zwergen gesagt, sie sollten die Sachen, die sie nicht brauchten, in einem geheimen Zimmer verstecken. (Auch das gab es hier am Nordpol und nur der Weihnachtsmann und ein paar besondere Zwerge wussten davon.)
Der Grund seiner schlechten Laune war ganz offensichtlich. Schon den ganzen Tag hatte er beobachtet, was sich auf der Erde so tat und er hatte nichts Schönes gesehen. Da gab es Bürgerkriege, Vollstreckungen von Todesurteilen, Müllberge, Hungersnöte, Erdbeben, Überschwemmungen, Börsencrashs, Grubenunfälle, Seuchen und noch eine ganze Menge anderer grausiger Sachen. An den meisten Unglücken trugen die Menschen selbst die Schuld, was sie aber nicht davon abhielt, noch mehr blödsinnige Dinge zu tun. Sie stritten mit ihren Familien, schlugen ihre Kinder oder vernachlässigten sie, vergruben sich in Arbeit, um der traurigen Realität nicht ins Auge sehen zu müssen und taten schlichtweg alles, um sich und anderen das Leben schwer zu machen. Vom Zauber der nahenden Weihnacht war nichts zu spüren. Nicht einmal die Lichterketten, die sie überall aufhängten, verbreiteten Weihnachtsstimmung. Eigentlich interessierten sie sich nur dafür, ob der Nachbar sein Haus möglicherweise auffälliger dekoriert hatte. Schande über diese Dummköpfe! _________________
Tu was du willst, aber schade niemandem!
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Verfasst am: 01.12.2010, 09:29 Titel: Werbung |
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